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Dienstag, 15. Februar 2022

Geben und Nehmen (können)

Geben war für mich noch nie ein problematisches Thema. Meine Familie hatte nie übermäßig Geld, ich kann mich aber auch nicht an Mangel erinnern. Für was Geld ausgeben wurde, war aber wohl überlegt. Meine Eltern hingen aber auch nie an Geld, sie waren bereit zu spenden und zu unterstützen wo nötig und möglich. Diese Beziehung zu Geld haben sie an uns Kinder weitergegeben. Ich lade gerne mal auf einen Kaffee ein, schenke wenn ich sehe etwas bestimmtes passt jetzt bei einer Person. In meinen Möglichkeiten versuche ich auch Zeit, ermutigende Worte, handwerkliche Hilfe, Cookies u.a. zu geben. 😉

Nehmen ist aber ein anderes Thema. Und meine Beobachtung ist, dass es vielen Menschen so geht. Sie bekommen z.B. ein Geschenk und müssen sofort überlegen, was sie im Gegenzug schenken. "Das wäre doch nicht nötig gewesen." "Beim nächsten Mal lade ich dich ein." usw. 
Es gab eine Situation, die meine Beziehung zum Nehmen stark verändert hat. Einer meiner früheren Pastoren hat uns für Mitarbeitergespräche gerne zum Essen eingeladen (in eines der vielen türkischen/arabischen Restaurants hier). Aber ich wusste, dass er nicht im Geld schwimmt, deshalb war es mir sehr unangenehm. Einmal sagte ich dann, ich wolle nicht, dass er für mich bezahlt. Er sagte etwas frustriert in etwa: "Du nimmst mir die Chance, dir etwas Gutes zu tun und dir eine Freude zu bereiten." Bähm. 

Um ehrlich zu sein: wenn ich etwas von Herzen gerne gebe, dann wünsche ich mir auch, dass die andere Person es annimmt. Dass sie nicht überlegt, wie sie es "zurückzahlen" kann. Dass ich nicht ein "das wäre nicht nötig gewesen" bekomme. Wäre es nötig gewesen? Höchstwahrscheinlich nicht. Aber ich tue anderen gerne Gutes. Wenn die Gegenseite es nicht annehmen kann, nimmt sie mir eine Gelegenheit und Freude. 

Genau diese Gedanken haben mich im Nehmen besser gemacht. Manchmal bin ich noch sehr stark am kämpfen, wenn es um praktische Hilfe geht. Aber ich versuche, anderen die Gelegenheit zu geben, Gutes zu tun und Freude zu bereiten und selbst zu haben. Geben braucht Nehmen. 💛

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