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Samstag, 6. August 2022

Gott und die Eisfrau

Ich sitze am Strand, es ist beinahe dunkel und hinter mir schallt schon seit zwei Stunden Musik aus der Box die auf einem Eiswagen befestigt ist. Ich weiß nicht ob sie in der Zeit irgendwas verkauft hat.
Gerade ist mir klar geworden, dass diese Eisfrau ein bisschen wie Gott ist. Er steht da, macht auf sich aufmerksam, geht nicht weg, er hat was wundervolles für uns (und Jesus hat schon dafür bezahlt!). Und wir ignorieren. Vielleicht schon unser ganzes Leben lang. Vielleicht ein paar Jahre. Vielleicht auch nur ein paar Tage.
Er ist da und wartet. Auf mich. Auf dich. ❤️

Samstag, 9. Juli 2022

Eine etwas bessere Welt...

Vor kurzem erzählte mir eine Freundin von einem Ausflug den sie mit einer Gruppe älterer, eher mittellosen Damen unternommen hat. Bevor sie eine Schifffahrt gemacht haben gab es ein Lunchpaket, da sie kein Geld für Essen auf dem Kahn hatten. Eigentlich sollte ein Müsliriegel mit rein, aber da das Geld nicht gereicht hat, gab es stattdessen ein Schokobrötchen. Als mir die Freundin das erzählte, war ein Bekannter gerade bei der Party einer mittelständischen Firma. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es den Leuten da an irgendwas an gutem Essen oder Getränken gefehlt hat...
Oft höre ich, der Staat solle dieses und jenes tun um den Armen zu helfen. Oft höre ich auch, die Reichen und ihr Reichtum seien das Problem. Es wird behauptet, bestimmte politische Systeme seien die Rettung oder das Verderben. 
Was ich in meinen paar Jahrzehnten auf dieser Erde jedoch erkannt habe ist: das menschliche Herz und das (Nicht-)Handeln ist das Problem. C.S. Lewis schreibt: "Wohltätigkeit - die Unterstützung der Armen - ist ein wesentlicher Bestandteil der christlichen Ethik." Ich kenne Menschen, die viel Geld haben. Sie tun damit Gutes an den Menschen um sie rum die in Not sind (und sie reden nicht darüber). Ich kenne auch Menschen, die genug Geld zum Leben haben, die sich mal was gönnen (können), jedoch was deutsche Verhältnisse angeht nicht "reich" sind. Trotzdem tun sie anderen viel Gutes und leben Großzügigkeit. 
Es hat seine Berechtigung, über politische Möglichkeiten zu diskutieren. Aber nehmen wir einmal an, die die viel oder genug haben, hätten gleichzeitig auch ein Auge auf die, die es nicht haben. Was wäre z.B., wenn jemand der viel hat für die Omis vom Beginn des Posts ein bisschen was geben würde? Wie viel besser könnte diese Welt sein, wenn unsere Herzen schneller bereit wären, anderen Gutes zu tun? 

Montag, 28. Februar 2022

Trotzdem leben...

Gerade habe ich ein Video von einer Freiberuflerin die im Bereich Coaching arbeitet gesehen. Sie hatte am Morgen aus Spanien ein Foto mit blauem Himmel gepostet und darauf die Nachricht "Wie kannst du den blauen Himmel posten, obwohl gerade Krieg herrscht?" bekommen. 
Gestern habe ich mich mit einer Freundin unterhalten, die mit einem Mädel geschrieben hatte. Dieses Mädel wollte kein Geburtstagsgeschenk, alles drehte sich um den Krieg in der Ukraine und sie wirkte mutlos und hoffnungslos.

Die Antwort der Freiberuflerin hat das wiedergegeben, was ich gestern auch mit der Freundin thematisiert hatte. "Beides kann gleichzeitig sein: tiefes Mitgefühl UND Dankbarkeit für mein Leben." 
Ist das was gerade vielen Menschen in der Ukraine wiederfährt schlimm! Ja, absolut! Sollte ich deshalb aufhören, ein Leben mit Freude und Dankbarkeit zu leben? Nein, auf keinen Fall!
Ich kann spenden, beten, weinen, demonstrieren, mitfühlen,... und auch die Sonne genießen, mit einer Freundin lachen, mit meinen Klientinnen die Zukunft planen, ... 

Ich habe in meinem Leben schon so viel an Leid bei einzelnen Menschen gesehen. Es tut weh. Es lässt mich fragend zurück. Aber es macht mich gleichzeitig weicher für andere. Und macht mir deutlich, wie wichtig es ist, mich auch an dem Schönen zu freuen. 

Mittwoch, 23. Februar 2022

Es könnte auch anders sein...

Um die Vorgeschichte kurz zu machen: das Siphon meines Waschbeckens war ein bisschen kaputt. 😬 Freunde hatten zufällig ein neues Zuhause rumliegen und meins dann erneuert. Ermutigt davon, wie einfach das ist, habe ich einer Freundin mit ebenfalls kaputtem Siphon angeboten, ihrs auszuwechseln. 
"Alles genormt" hatte ich schon vor unserem Baumarktbesuch gehört. Trotzdem haben wir das komplette Teil mitgenommen. Der Mitarbeiter sah uns mit dem alten Siphon und mit einen "ach, ich zeig den unwissenden Frauen mal wo das ist"-Gesichtsausdruck führte er uns zum entsprechenden Regal wo wir uns ein komplettes Set abgriffen. Angeschaut hat er das Teil nicht. Er wusste ja offensichtlich sofort Bescheid. Zuhause angekommen habe ich das neue Teil angebaut. Und festgestellt, dass das Abflussrohr das in die Wand führt im Set viel zu kurz ist (da gibt es mehrere Größen). Hätte der Mitarbeiter hingeschaut, hätte er es sicherlich gesehen. 

Ich muss zugeben, dass ich mich sehr geärgert habe über den Mann, der einfach nicht hingeschaut hat weil er dachte er weiß was Sache ist. Aber wenn ich ehrlich bin, verhalte ich mich oft gleich wie er. XY verhält sich so und so und ich hab in meinen Gedanken bereits den Grund klar weshalb die Person sich so verhält. Es gibt in der Pädagogik die wir in meiner Einrichtung praktizieren einen wichtigen Satz der mir in den letzten Jahren sehr wichtig geworden ist: Es könnte auch anders sein! Das bedeutet, das ich nachfragen genau hinschauen muss, um herauszufinden, was für einen Grund das Verhalten des Anderen tatsächlich hat. Und es passiert mir dann immer wieder, dass ich in einem Gespräch total überrascht werde und mein Kopfkino nicht der Wirklichkeit entsprach. Es hilft mir nicht nur zu verstehen, sondern verändert auch meine Reaktion auf das Verhalten manchmal enorm.

Es könnte auch anders sein. Augen auf, Herz auf, Mund auf. Das hilft in Beziehungen genauso wie im Baumarkt. 

Dienstag, 15. Februar 2022

Geben und Nehmen (können)

Geben war für mich noch nie ein problematisches Thema. Meine Familie hatte nie übermäßig Geld, ich kann mich aber auch nicht an Mangel erinnern. Für was Geld ausgeben wurde, war aber wohl überlegt. Meine Eltern hingen aber auch nie an Geld, sie waren bereit zu spenden und zu unterstützen wo nötig und möglich. Diese Beziehung zu Geld haben sie an uns Kinder weitergegeben. Ich lade gerne mal auf einen Kaffee ein, schenke wenn ich sehe etwas bestimmtes passt jetzt bei einer Person. In meinen Möglichkeiten versuche ich auch Zeit, ermutigende Worte, handwerkliche Hilfe, Cookies u.a. zu geben. 😉

Nehmen ist aber ein anderes Thema. Und meine Beobachtung ist, dass es vielen Menschen so geht. Sie bekommen z.B. ein Geschenk und müssen sofort überlegen, was sie im Gegenzug schenken. "Das wäre doch nicht nötig gewesen." "Beim nächsten Mal lade ich dich ein." usw. 
Es gab eine Situation, die meine Beziehung zum Nehmen stark verändert hat. Einer meiner früheren Pastoren hat uns für Mitarbeitergespräche gerne zum Essen eingeladen (in eines der vielen türkischen/arabischen Restaurants hier). Aber ich wusste, dass er nicht im Geld schwimmt, deshalb war es mir sehr unangenehm. Einmal sagte ich dann, ich wolle nicht, dass er für mich bezahlt. Er sagte etwas frustriert in etwa: "Du nimmst mir die Chance, dir etwas Gutes zu tun und dir eine Freude zu bereiten." Bähm. 

Um ehrlich zu sein: wenn ich etwas von Herzen gerne gebe, dann wünsche ich mir auch, dass die andere Person es annimmt. Dass sie nicht überlegt, wie sie es "zurückzahlen" kann. Dass ich nicht ein "das wäre nicht nötig gewesen" bekomme. Wäre es nötig gewesen? Höchstwahrscheinlich nicht. Aber ich tue anderen gerne Gutes. Wenn die Gegenseite es nicht annehmen kann, nimmt sie mir eine Gelegenheit und Freude. 

Genau diese Gedanken haben mich im Nehmen besser gemacht. Manchmal bin ich noch sehr stark am kämpfen, wenn es um praktische Hilfe geht. Aber ich versuche, anderen die Gelegenheit zu geben, Gutes zu tun und Freude zu bereiten und selbst zu haben. Geben braucht Nehmen. 💛

Sonntag, 13. Februar 2022

Warum ich wieder anfange zu bloggen...

Es muss in meinen Teenagerjahren gewesen sein, als ich bei einem Vortrag der Lyrikerin Hilde Domin über Hermann Hesse war. Als Jüdin lebte sie ab 1932 lange im Exil. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie die Frage aus dem Publikum lautete. Aber Domin sagte sinngemäß, dass das Schreiben ihre Therapie war. 
Die letzten beiden Jahre haben mich müde gemacht. Und oft auch wütend. Aufgewühlt. Voller Gedanken. Vor einigen Wochen kam mir der Gedanke, dass all das in meinem Kopf irgendeinen Kanal finden muss. Dass Schreiben auch für mich etwas befreiendes hat. Und ich musste an diesen alten Blog denken. Mit wichtigem und unwichtigem. All das Geschriebene ist ein Teil von mir und ich habe nur ein bisschen quer gelesen und zumindest für jetzt entschieden, es nicht zu löschen. Aber ich bin auch nicht mehr die Gleiche wie noch vor 10 Jahren. Ich möchte im Leben neues. Eins ist aber gleich geblieben: ich glaube immer noch an einen Gott der die Menschen liebt, zu uns redet und eine Beziehung mit uns möchte. Also wird dieser Blog sein wie ich. Voller Gedanken über Gott und die Welt. Und um hier zu lesen ist es egal ob du glaubst oder nicht. Ich bin der Überzeugung, dass Geschichten aus dem Leben von Menschen inspirieren und Dinge in uns anstoßen können. Deshalb bist du eingeladen hier dabei zu bleiben und zu lesen...